Natürlich kennen Sie die Top Ten der aktuellen Zulassungsstatistik, die automobilen High lights, die in besonderer Gunst deutscher Pkw-Käufer stehen. Sie wissen, was Sport Utility Vehicles, Vans, Crossover-Modelle, Pick-ups sind. Kein Mensch sagt Luftsack, wenn er den Airbag meint. Mit Common-Rail können möglicherweise nur Freunde des Dieselmotors Konkreteres anfangen. Egal. An viele Begriffe, englische, haben wir uns gewöhnt, okay. Ja, okay! Davon kommen wir nicht mehr los. Wir sind ja nicht bei Paul Panzer. Der würde treudeutsch brubbeln: R-i-c-h-t-i-g! Heutzutage orientieren sich Automobilhersteller an den Erwartungen Lifestyle-orientierter Kunden, und wir alle, auch Journalisten, versuchen tagtäglich, Begriffe wie Hightech, Hybrid Drive oder auch Ranking und Monitoring zu verinnerlichen. Es überrascht nicht, dass im Motorsport nach dem knappen Kommando Go! etwas abgeht, das man vermutlich Event nennt. Allerdings - das muss man schon sagen - war die Welt irgendwie heiler, als es noch beschaulich hiess: Gentlemen, start the engine, please! Klang einfach nett und schürte die Spannung. Vorbei! Tempo, Hektik, Kurzatmigkeit prägen unsere Zeit - und obendrein sprachliches Kuddelmuddel. Kürzlich meinte einer aus der Autobranche, der Auftrag deutscher Journalisten, gerade auch der Motorjournalisten, müsse nebenher sein, im fremden Begriffsgewitter konsequent nach sinngleichen deutschen Wörtern zu fahnden und sie auch zu verwenden. Wo soll Motivation dafür herkommen? Auch der Journalismus selbst ist doch längst mit begrifflichen Flickenteppichen überzogen, die alles andere als schön sind. Illustre Kostproben verabreichte kürzlich die medienpolitische ver.di-Zeitschrift "Menschen Machen Medien". Unter der Dachzeile "arbeiten am newsdesk" schildert ein Beitrag, was "fit für den multimedialen Marktplatz" mache. Da wird gefragt, was heutzutage "crossmediale Contentproduktion" für "das Berufsbild von Journalistinnen und Journalisten" bedeute. Und dass es längst üblich sei, am Newsdesk zu arbeiten und aus einem Themenpool zu schöpfen. Offenbar zerbricht man sich den Kopf aber auch über Dinge, die den Leser einigermassen verwundern müssen. Zitat: Prinzipiell und zunehmend geht es um die Fertigung medienkonvergenter Redaktionsinhalte, um die Herstellung von content, der - der Technik sei Dank - auf "immer diversifizierten Verbreitungs- und Vertriebswegen an Publika gebracht werden soll". - Wie bitte? - Man bemühe sich um die Herstellung von content? Welch feiner Deutsch! Und dass Journalisten erst zur Herstellung von Inhalt aufgefordert werden müssen, irritiert. Dachte man nicht immer, das eine gehe ohne das andere nicht, Inhalt und Beitrag seien eine untrennbare Einheit? Demnach scheint die Herstellung von Inhalt überhaupt nicht selbstverständlich zu sein. Geahnt hat man so was ja schon immer. Wenige Zeilen weiter ist von Workflow-Optimierungen die Rede und vom Change Management. Wer Ahnung hat, der weiss Bescheid! Lassen wir's einfach damit bewenden! Ganz am Schluss spricht dann aber doch noch die Gewerkschaft. In der ver.di-Zeitung. Gehört sich ja wohl auch so! Es gebe, klagt die Autorin, praktisch keinen Sende- und Redaktionsschluss mehr, und wenn in crossmedialen Redaktionen faktisch papierlos gearbeitet werde, stelle sich an Bildschirmarbeitsplätzen die Frage nach Gesundheitsschutz. Wenigsten das versteht man endlich wieder. (ar/PS/WR)
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