Selbstbezichtigung ist in Mode gekommen. An nahezu allem, was heute mit Blick auf die Zukunft Ängste bereitet, seien die Menschen selbst schuld. Auch die schädlichen Treibhausgase hätte der Mensch zu verantworten und damit auch den Klimawandel, die Erderwärmung, die als Folge eines Treibhauseffektes unausweichlich auf uns zukomme. Vor allem die Autofahrer würden Schuld auf sich laden, wenn sie nicht davon abliessen, CO2 in den Himmel zu blasen. Aufkommende Ängste werden systematisch geschürt, immer neue Horrorszenarien ausgemalt. Jeder soll begreifen: Wir bringen uns peu à peu selbst um. Solche Aussicht soll disziplinieren, opferbereit machen. Die unverschlüsselte Botschaft lautet: Nur bei allseitiger Einsicht in die Notwendigkeit, privates Geld für rettende Gegenwehr lockerzumachen, könne das grosse Unheil abgewendet werden. Mancher nennt's beim Wort: moderner Ablasshandel! Von Sünden könne man sich durchaus freikaufen, wurde den Leuten einst von der Kirche eingeredet. Die kirchliche Kollekte begleitete seinerzeit ein sinniger Spruch: "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt".... Nun haben die vom Menschen gemachten Treibhausgase doch tatsächlich Konkurrenz bekommen. Offenbar über Nacht. Klimaforscher, die bislang dem Menschen alle Schuld in die Schuhe schieben, werden vermutlich erhaben über die neu entdeckten Quellen lächeln. Einer "wissenschaftlichen Kriegserklärung" müsse der Nachweis gleichkommen, der einer Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Kernphysik gelungen ist, nämlich dass Pflanzen das stark als Treibhausgas wirkende Methan freisetzten, schreibt die FAZ in einem Beitrag, der überschrieben ist: "Die Vegetation als Quelle für ein Treibhausgas." Der Befund der Forscher, dass unter Einfluss des Sonnenlichts Methan auch von Pflanzen - sogar trotz des Sauerstoffs der Luft - gebildet werden könne, habe "die Welt der Pflanzenphysiologie erschüttert", zitiert die Zeitung die niederländischen Botaniker Tom Dueck und Adrie van der Werf, die sich so im Fachjournal "New Phytologist" äusserten. Kaum zu erwarten ist, dass die einmal festgeklopfte Behauptung, vor allem der Mensch habe die Treibhausgase zu verantworten, angesichts neuer Erkenntnisse etwa gebotene Abschwächung erfährt. Was ist inzwischen nicht alles an diesem Vorwurf ausgerichtet worden! Erst recht hat ein anderer spät entdeckter Übeltäter, der womöglich als Verstärker eines angenommenen Klimawandels entlarvt wird, keine Chance, ernst genommen zu werden: der nordamerikanische Borkenkäfer. Kanadische Wissenschaftler haben in einer Studie nachgewiesen, dass der Schädling grosse Mengen von CO2 freisetzt. Der Bergkiefernkäfer - nur fünf Millimeter gross - richte an den Bäumen zunächst Schäden an, weil er seine Eier unter Baumrinde ablege, wodurch die Kiefer schliesslich absterbe. Beim Zerfallsprozess werde dann Kohlendioxid freigesetzt. "Solche Einflüsse werden in den meisten Klimamodellen ignoriert", kritisieren die Forscher in ihrer Studie. Bis Ende 2006 seien bereits rund 130'000 Quadratkilometer Wald im kanadischen Bundesstaat British Columbia von den Larven des Borkenkäfers befallen gewesen. Das Gebiet entspreche der Fläche von Bayern und Baden-Württemberg. Bis zum Jahr 2020, so die Annahme der Experten vom Pazifischen Forstwirtschaftszentrum im kanadischen Victoria, werde der befallene Wald 270 Megatonnen Kohlendioxid freisetzen. (ar/PS/WR)
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