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Oder anders gefragt: Wozu waren Seitenstreifen bisher eigentlich da? Und: Warum bringt laut Bussgeldkatalog die Benutzung des Seitenstreifens "zum Zweck des schnelleren Vorwärtskommens" 50 Euro Bussgeld und zwei Punkte in der Flensburger Kartei ein, wenn man diesen Bereich, der ja für Nothalte da sein soll, nun in grossem Stil zum Fahrstreifen erklärt? Bisher war der Seitenstreifen ein Sicherheitsbereich, für den strenge Verhaltensregeln galten.
Da ist der Hinweis, beim Aufstellen eines Warndreiecks sei Eile geboten. Und ausgestiegenen Fahrzeuginsassen wird geraten, sich sicherheitshalber hinter der Leitplanke aufzuhalten und dort das Eintreffen der Pannenhilfe abzuwarten. Weil es ausgerechnet auf dem Seitenstreifen öfter Auffahrunfälle gegeben hat, obwohl dort üblicherweise nur selten einmal ein Fahrzeug steht. Was aber passiert jetzt, wenn irgendwelcher Nothalt anfällt?
In solche Situation kann ein Pkw auf einer der "richtigen" Fahrspuren kommen oder aber eben auch ein Lkw auf einem Seitenstreifen, der zum Fahrstreifen erklärt wurde. Sollen sich Havaristen fortan in Luft auflösen? Offenbar traut man den ins Spiel gebrachten elektronischen Verkehrslenkungsanlagen sogar die Hexerei zu, auf ein irgendwo liegen gebliebenes Fahrzeug, für das es den rettenden Seitenstreifen gleich nebenan nicht mehr gibt, sekundenschnell zu reagieren. Fahrzeugführer sind nach der StVO verpflichtet, ein verkehrsunsicheres oder mangelhaftes Fahrzeug auf kürzestem Weg aus dem Verkehr zu ziehen. Wie soll das gehen?
Aus der Not eine Tugend machen - mitunter mag das prämienwürdig sein. Seitenstreifen ihrer eigentlichen Funktion zu berauben, bleibt eine fixe Idee voller unwägbarer Gefahren, wie sich vermutlich bald zeigt. Die Einsicht wird kommen, dass sich folgenschwere Unfälle auch organisieren lassen. (ar/PS/WR)