Mancherorts wie auf den Schären vor Göteborg zwar totgesagt, da dort strombetriebene Golfplatz-Caddys in Sachen Logistik in Konkurrenz treten, sind die knatternden Vehikel doch von den Inseln nicht wegzudenken. Und auch auf dem Festland bekommen selbst hart gesottene Harley-Davidson-Fetischisten von heute noch feuchte Augen, wenn sie an ihre ersten heimlichen Runden hinterm Haus auf Pappas Monark, Baujahr 1962, mit Zweitakter-Ilo-Motor V 50, 0,8 PS bei 4300 U/min denken. Das Flakmoped lebt nicht nur immer noch; es wird im mittelschwedischen Årjäng immer noch gebaut.
Da auf den Inseln ohne Autoverkehr von jeher bevorzugtes Transportmittel, war es nicht ungewöhnlich, dass sich auch die Mädchen ganz selbstverständlich auf den meist blau oder grün lackierten Mopeds bei maximal 30 km/h den Fahrtwind um die Nase wehen liessen. So, wie Maria Linde Olsson, die heute mit ihrer Familie auf der Insel Fotö in Göteborgs nördlichen Schären lebt. Aufgewachsen ist sie in den südlichen, auf Donsö, "quasi auf dem Moped", erzählt sie lachend. Als sie zwölf war, brachte ihr Grossvater Gustav bei, den Sachs-Motor Baujahr 77 zu starten. Von da an war es passé, nur Mitfahrer auf der Ladefläche zu sein.
Just Opas Flakmoped tut auch heute noch Dienst. Zwei ausrangierte Getränkekisten wurden zu Kindersitzen für Sohn Gustav und Tochter Ammi umfunktioniert, als die beiden noch ganz klein waren. Daneben haben noch der Picknickkorb und Hund Ronja Platz. Mal flink zum Fußballplatz mit den Kindern? Das geht schneller mit der grünen Crescent als man den Volvo aus der Garage holen kann.
Jeder pimpt sich sein Flak nach eigenen Bedürfnissen auf. Eine Babyschaukel, solide arretiert, ist der Kindersitz für die dreijährige Ebba, wenn sie mit Pappa Michael mal schnell auf Hönö in die Eisdiele will. Tomas Palm hat an seinem Monarc von 1962 zwei Stücke Abflussrohr festgeschraubt: die perfekte Halterung für die Angeln, wenn er abends zum Boot tuckert, um Makrelen zu fangen.
Sein Moped wäre vor 20 Jahren beinahe auf dem Müll gelandet. Er fand den Rahmen vor dem Haus eines Bekannten. Ein Rad fehlte und der Sattel. Der Motor musste wieder in Schwung gebracht werden. Tochter Anne, damals gerade mal vier Jahr alt, durfte bestimmen, in welcher Farbe das Moped angemalt werden sollte: rosa. Pro Jahr investiert Thomas Palm einen ganzen Tag, um das Flak für die Saison von März bis November startklar zu machen. Und, er ist überzeugt: "Es wird mein ganzes Leben halten". Schliesslich gebe es noch alle Ersatzteile, sagt er und beäugt die Speichen der Räder. Die müssten wohl demnächst, also nach 30 Jahren im Dienst, mal ausgewechselt werden. Tanken? Sehr selten. Einmal im Jahr vier Liter Gemisch 95 Oktan mit vier Prozent Zweitaktöl.
Mit der gleichen Tankfüllung kommt die 16-jährige Tina Karlsson von Hönö gerade mal eine Woche aus. Hin und zurück zur Schule und am Abend mal eine Runde über die Insel drehen. Sie teilt sich das Moped aus den 70er Jahren mit ihrem Vater Lars. Der lässt die Jamaha im Winter lieber in der Garage stehen und steigt auf das Dreirad um, um zur Arbeit auf die nächste Insel zu fahren.
Ihre Mopeds verkaufen? Das fällt kaum einem der Insulaner ein. Zu viele Erinnerungen sind für sie mit den nostalgischen Gefährten verbunden. Sentimental-touch pur auch auf dem Festland: Kurt Rubin, einer von 350 Mopedenthusiasten des Veteranenklubs Bärje Moppers aus Skaane, schätzt Patina: Man darf sein Moppe aus der Jugendzeit nicht zu sehr polieren, sonst beraubt man es seiner Seele, ist er überzeugt. Sagt’s und knattert mit den anderen im blauen Zweitakterqualm über Schotterpisten zur Herbstausfahrt in Richtung Halland, um Kumpel Göran Martinsson zu besuchen, der gut 200 zwei- und dreirädrige Raritäten aus den 50er bis 70er Jahren in seinem Stall parkt. Kein Wunder also, dass Norsjö-Chef Holger Eriksson einen potentiellen Markt nicht nur in Norwegen und Dänemark sondern überhaupt auf dem europäischen Kontinent wittert. (auto-reporter/Dagmar Lorek)
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