Für Schlagzeilen in den Medien hat Ferdinand Piëch reichlich gesorgt. Mal deshalb, mal darum. Welche Hürden er als Regisseur vor und hinter den Kulissen des größten europäischen Autokonzerns auch nehmen musste – nie ließ er sich von einem Vorhaben abbringen, selbst wenn es in einer Vision zu münden schienen. Üppige mediale Schelte kam über ihn, als er forderte und durchboxte, eine Luxuslimousine mit VW-Markenzeichen zu bauen. Piëch setzte noch einen drauf: Gebaut wird der Phaeton nicht irgendwo auf der Nebenspur einer Montagestraße, sondern in penibler Handarbeit, in einer eigens dazu gebauten Gläsernen Manufaktur unter den Augen interessierter Besucher. Seht her, so akkurat macht VW das, wenn es um automobilen Luxus geht!
Hartnäckiger noch verfolgte Techniker Piëch das Ziel, Ettore Bugatti ein Denkmal zu setzen und die Neuauflage eines Automobils in Angriff zu nehmen, das dieses klangvolle Markenzeichen wieder verdient. Der Boss selbst, so die Erinnerung, hat den Ingenieuren die technischen Vorgaben für das gigantische automobile Projekt detailgenau ins Lastenheft diktiert. Mittlerweile erfuhr die Wucht von 1.001 PS im neuzeitlich konzipierten Hightech-Sportwagen Bugatti EB 16.4 Veyron sogar noch eine Art urgewaltige Steigerung in Gestalt des „schnellsten Serienrenners der Welt“. Den ungestümen Boliden Bugatti 16.4 Veyron Super Sport können seine 16 Zylinder, 1.200 PS und brachialen 1.500 Newtonmeter Drehmoment auf gut 430 km/h treiben. Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde!
Piëchs anhaltender Ehrgeiz, überzeugend zu demonstrieren, was heute automobiltechnisch alles geht und wie es geht, bescherte das Pendant zum Bugatti: das Einliter-Auto. Der Weg zu seiner Serienreife mag sehr lang sein, aber erste Schritte dorthin werden gemacht.
Kaum weniger visionär als Piëchs spektakuläre ingenieurtechnische Entwürfe, auf deren Umsetzung er pochte, ist sein nie aus dem Blick verlorenes Zukunftsbild von Volkswagen. Den Konzern stärker als nie zuvor zu machen, sieht der heutige VW-Aufsichtsratschef als seine Lebensaufgabe. Für die Weitsichtigkeit, mit der „der Patriarch“ handelt, spricht die Art und Weise, wie der 73-Jährige jetzt seinen Nachlass regelte. Seine Frau, 54, soll im Familienclan Porsch-Piëch das Sagen haben, falls er vom irdischen Platz abberufen werden sollte. Zwei Stiftungen verwalten das Erbe, damit es sich eines Tages nicht in Teilen verflüchtigt; Ferdinand Piëch hat zwölf Kinder.
Im kommenden Jahr wird der Enkel des Konstrukteurs und Firmengründers Ferdinand Porsche mit der Integration von Porsche in den VW-Konzern seinem ehrgeizigen unternehmerischen Zukunftsentwurf eine weithin leuchtende, schmückende Farbe hinzufügen können. Ob sich Ferdinand Piëch dann am Ziel sieht, wird sich zeigen. Visionäre sind selten aufzuhalten. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)
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