auto top news

Doch es gab kleine Wunder. Kam es doch vor, dass den geduldig Wartenden ganz reizvolle Ersatzangebote gemacht wurden, wenn sich einmalige Pkw-Importe in kleinerem Unfang ergaben; zustande gekommen als Koppelgeschäfte mit Automobilherstellern. So war das beispielsweise bei der Einfuhr des VW Golf, nicht anders auch beim Import des Citroën GSA Pallas. Das Handelsprinzip bei Deals mit dem Westen: Euch nehmen wir Autos ab, dafür liefern wir Einzelteile für eure Fahrzeugproduktion. Ware gegen Ware.

Die tragende Rolle bei solchen Geschäften hatte der Geld- und Warenbeschaffer der DDR-Obrigkeit, Alexander Schalck-Golodkowski, seines Zeichens Chef des Netzwerks Kommerzielle Koordinierung (KoKo). Er war es auch, der den DDR-Wirtschaftslenker Günter Mittag eines Tages informierte, dass ein GSA Pallas, angeblich für rund 11.000 D-Mark mit Citroën verrechnet, Pkw-Anwärtern beim IFA-Vertrieb für 38.800 DDR-Mark angeboten werden sollte; vorzugsweise in der „Hauptstadt der DDR“, wie es in Schalcks Schreiben hieß.

Da es in der IFA-Kartei keine GSA-Bestellungen gab, weil nie jemand je ernsthaft mit solchem Import rechnete, wurde das Auto kurzerhand vor allem Lada-Bestellern angeboten, die schon länger vergeblich auf die Auslieferung ihres Autos warteten. Binnen acht Tagen hatte sich der GSA-Anwärter zu entscheiden. Bei einem Ja musste er in der Lage sein, 38.800 DDR-Mark bar auf den Tisch zu legen.

Rund 5.000 Citroën GSA – in zwei Wellen geliefert – kamen dort an, wo sich der Pkw-Bedarf Jahr für Jahr gigantisch staute. Doch solche Zufallsimporte konnten nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein sein. Erst Mauerfall und Wende öffneten jene wundersame Angebotsschleuse, die binnen Kurzem Pkws zu Hunderttausenden ins belächelte „Trabbi“-Land spülte und lang gehegte Autoträume wahr werden ließen.

Vermutlich wird bei Autotouren am 3. Oktober zwischen Rügen und Erzgebirge kaum jemand ans automobile Gestern gedacht haben. Mittlerweile ist moderne Automobilität für alle Deutschen eine Selbstverständlichkeit. Eigentlich doch Tag für Tag auch Grund zur Freude. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)