„Wir kamen bisher von rund drei Milliarden Euro. Jetzt liegen wir bei sechs Milliarden, die wir in Elektromobilität stecken“, ließ sich Vorstandschef Oliver Blume jetzt von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zitieren. Die Hälfte der Summe ist für Entwicklungsarbeiten bestimmt. Die hatten bei Porsche für den Elektroantrieb so richtig ernsthaft mit dem Projekt Mission E vor zweieinhalb Jahren begonnen. Schon damals war auf der IAA in Frankfurt die Rede von zukunftweisender Alltagstauglichkeit mittels 800-Volt-Antrieb. Die Eckdaten des rein elektrisch betriebenen Sportwagens lauteten: vier Türen und vier Einzelsitze, über 440 kW / 600 PS Systemleistung und über 500 Kilometer Reichweite. Allradantrieb und Allradlenkung, Beschleunigung in unter 3,5 Sekunden von null auf 100 km/h und eine Ladezeit von rund 15 Minuten für 80 Prozent der elektrischen Energie. Unverkennbar war die Verwandtschaft des damals präsentierten Prototyps mit dem Klassiker Porsche 911.
Das Medienunternehmen Bloomberg aus New York wollte von einen Porsche-Sprecher erfahren haben: „Die Technologie des nächsten 911-Modells wird die Integration eines elektrischen Antriebsstrangs ermöglichen." Das sei nach dem Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid (500 kW / 680 PS) als High-End-Version des viertürigen Coupés ein logischer Schritt und spiegele die allmähliche Umstellung der Marke auf Elektroantrieb wider. Der Plan sei zudem Teil der 20 Milliarden Euro schweren Initiative der Muttergesellschaft Volkswagen AG, elektrische Varianten aller 300 Modelle der Zwölf-Marken-Gruppe auf die Räder zu stellen.
Längst hat die Elektrifizierungswelle auch die meisten Mitbewerber aus der höchsten Sportwagenklasse erfasst. Ausgerechnet Ferrari-Chef Sergio Marchionne, der noch vor zwei Jahren die Idee eines Elektro-Ferrari aus Maranello als „Obszönität" bezeichnet hatte, machte jüngst während der North American International Auto Show in Detroit eine Kehrtwende. „Wenn jemand einen elektrischen Supersportwagen bauen soll, dann wird Ferrari der erste sein", erzählte sagte Marchionne, der gleichzeitig Fiat Chrysler Automobiles führt. „Die Leute wundern sich darüber, was der Roadster leisten soll, den Tesla für 2020 angekündigt hat. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir das auch können." Er bezog sich dabei auf Teslas Roadster der zweiten Generation. Tesla-Chef Elon Musk hatte behauptet, dass sein zukünftiges Auto in rund zwei Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen und über 400 km/h schnell sein könne. Das würde bedeuten, dass es jedem straßentauglichen Ferrari überlegen wäre.
Weit konkreter sind im britischen Gaydon, zwei Autostunden nordwestlich von London, die Arbeiten von Aston Martin an einem Stromer. Schon im kommenden Jahr soll der auf 155 Exemplare limitierte Rapid E an ausgewählte und gleichzeitig zahlungskräftige Kunden zum Stückpreis von umgerechnet 210 000 Euro gehen. Laut Aston Martin-Chef Andy Palmer könnte er aber auch noch etwas teurer werden. Palmer ist ebenso wie sein Kollege Marchionne davon überzeugt, Tesla Paroli bieten zu können: „Wir spielen in einer ganz anderen Liga. Unsere Kunden legen vor allem Wert auf Exklusivität, Komfort und Luxus. Da kommt Tesla nicht ran." Die bis jetzt bekannten Daten des Rapid E sprechen für sich. Statt des Sechs-Liter-Zwölfzylindermotors wie im Rapid S (412 kW / 560 PS, 320 km/h Spitze) arbeitet im Rapid E ein Elektroaggregat, das laut Palmer zwischen 590 kW / 800 PS und 740 kW / 1000 PS leisten könnte. Die Reichweite soll über 300 Kilometer betragen.
Wenn auch die Supersportwagen-Spezialisten sich mehr und mehr mit elektrischer Energie zum Antrieb auseinandersetzen – allein schon deshalb um ihren Flottenverbrauch auf ein erträgliches Maß zurückzuschrauben – bedeutet das keineswegs, dass der Verbrennungsmotor in den Hintergrund tritt. (ampnet/hrr)
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