"Das hat uns wirklich lange gefehlt", formuliert es ein Mitarbeiter, der sich darüber freut, "einen führungsstarken Visionär im Konzern zu sehen". Den Kernpunkt seiner Ansprache schickte Winterkorn gleich voraus: "Volkswagen ist einer der stärksten Konzerne der Welt." Das sass. Der Konzern habe eine weltweit absolut einmalige Position und biete ein kaum vergleichbares Potenzial für die Zukunft, so Winterkorn laut PS-Automobilreport. "Wir können mit diesem Marken- und Modellportfolio jeden, aber auch wirklich jeden Kundenwunsch nach Mobilität unter einer Dachmarke befriedigen - und das besser und vielfältiger als jeder andere Automobilkonzern dieser Erde. Wir werden den Volkswagen-Konzern als Dachmarke inhaltlich wie technologisch in eine neue, höhere Umlaufbahn bringen. Und dies natürlich mit einem strikten Fokus auf unsere Kunden, denn für den Kunden entwickeln und bauen wir Fahrzeuge von höchster Qualität, mit faszinierendem Design, höchster technologischer Innovation und mit den besten Fahreigenschaften - und das bei jeder unserer Marken!" Mancher der Führungskräfte dürfte sich daran erinnert fühlen, dass hier keiner redet, der erst beweisen muss, dass er es kann. Bei Volkswagen als Dachmarke und bei den Töchtern heisse das Produkt nicht nur Auto, "sondern auch Image, Identität und ein gutes Gefühl". Dies ziehe sich wie ein roter Faden durch alle Konzernmarken, der, "wenn nötig", auch mal straff gezogen werden müsse. Die Auflösung der Markengruppen begründete Winterkorn so: "Der Verzicht auf die Markengruppen bedeute, dass das ganze Geschäft, von der Fahrzeugentwicklung über die Produktion bis zur Vermarktung voll in der Hand der jeweiligen Marke liege und jede einzelne Marke auch ihr Ergebnis verantworten, die wichtigsten Kennzahlen veröffentlichen und damit eine höhere Transparenz schaffen werde. Bei aller Eigenständigkeit der Marken dürfe aber der Gesamtkonzern nicht vergessen werden. "Der Konzern als Ganzes muss wieder glänzen!" In Zukunft stehe neben den starken Marken ein Konzern, der ein eigenes, starkes Profil, eine eigene Identität haben solle. "Der Konzern als Ganzes wird zukünftig als eigenes Unternehmen in der Öffentlichkeit stehen - mit einem Markenportfolio der Superlative. Damit sind wir breiter und attraktiver aufgestellt als unser grösster Konkurrent Toyota, dem wir in Zukunft nicht nur in unseren Heimatmärkten, sondern auch in den Wachstumsmärkten Paroli bieten werden." Das war eine positive Kampfansage. "Warum hat das früher niemand so deutlich gesagt?", kommentierte ein Zuhörer. "Immer nur Toyota als Vorbild vorgeführt zu bekommen, demotiviert. Zu sagen, dass wir es mit denen aufnehmen können, ist eine Botschaft, die uns antreiben wird." Winterkorns Rede zeigt bereits Folgen. Aber sie ging ja noch weiter: Besonders bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge "brauchen wir eine Revolution im Automobilbau". Und: "Um dies zu verwirklichen, haben wir die Technologiegruppen installiert, die der konzernweiten engen Koordination aller Projekte bei der Fahrzeugentwicklung dienen." Winterkorn machte deutlich: "Der Golf ist und bleibt das Herzstück von VW." Ihm schenke er seine ganz besondere Aufmerksamkeit. Und dann kam Grundsätzliches: "Ich habe für VW eine klare Vorstellung: So wie Audi innerhalb der nächsten zehn Jahre zum erfolgreichsten Premiumhersteller werden wird, so soll sich die Marke VW zum innovativsten Volumenhersteller entwickeln." Und weiter: Mit den Fahrzeugen von VW "müssen wir dem französischen, japanischen und koreanischen Wettbewerb zeigen, wer auf der Nummer-eins-Position steht". Deutlicher kann man es nicht sagen, wohin die Reise gehen soll.
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