Informiert täglich was die Automobilbranche bewegt!

Wirtschaft-News

Sonntag, 31. August 2008 Aus Fehlern lernen

printBericht drucken

Wo steht Deutschlands Autoindustrie in zehn Jahren? Eine Frage, die heute natürlich nicht abschliessend zu beantworten ist. Ein paar Indizien weisen aber bereits in eine bestimmte Richtung. Und wenn man alles genauer analysiert, sehen wir auch, welche Fehler in den letzten Jahren gemacht worden sind und welche Fehler heute noch gemacht werden.
Da ist einmal Volkswagen, wo einst Bernd Pischetsrieder den damals als Chrysler-Sanierer gefeierten Wolfgang Bernhard holte, um VW zu führen. In der kommunikativen Wahrnehmung beschränkte sich das Duo auf das Beklagen teurer Produktionsprozesse bzw. teurer Standorte, böser Gewerkschaften und auf das Abarbeiten längst in der Pipeline befindlicher Modellentwicklungen. Da war wenig visionäre Motivation zu spüren, kaum echtes Drängen in die Zukunft wahrnehmbar, sondern vor allem das Rezept des Rotstiftes.

 

Da musste erst ein Martin Winterkorn kommen und mutig davon reden, Toyota überholen zu wollen. RRRrrumms. Statt VW als Sanierungsfall zu bejammern, räumte Winterkorn auf mit dem kommunizierten Selbstmitleid, setzte Visionen und Motivation dagegen. Und natürlich Produkte. Er gab wie zuvor schon bei Audi in Sachen Kommunikation Vollgas und bewies schnell, dass seine Vorgaben keine Luftblasen sind. Jetzt hat VW weltweit Ford von Platz drei der grössten Hersteller verdrängt. Kein Zweifel, dass der Mann auch Toyota einholen wird. Volkswagen hat sich in kurzer Zeit vom Sanierungsfall zum innovativen Vorzeige-Konzern der deutschen Autoindustrie entwickelt.
Noch vor ein, zwei Jahren spöttelten führende BMW-Manager über den kleinen, wenig bedeutenden Ingolstädter Autohersteller und hielten die Bayerischen Motoren Werke für eine uneinnehmbare Festung. Auch in Sachen Image. Heute räumen die Münchner den Druck durchaus ein, den Audi im Premiumsegment aufgebaut hat. Was auch immer im Vierzylinder an Ideen vorgetragen wird, muss sich an der Frage messen lassen: Wie macht das Audi? Von der Pressemitteilung bis zu neuen Autokonzepten, von der Werbestrategie bis zum Messeauftritt, von der Presseveranstaltung bis zur Konzeption der Öffentlichkeitsarbeit werden heimlich Vergleiche mit den Ingolstädtern gezogen.
Überhebliches Audi-Bashing ist im FIZ nicht mehr zu vernehmen. Und apropos Premiumstrategie, die einst sehr konsequent und erfolgreich vom damaligen BMW-Chef Joachim Milberg eingeleitet worden war. Auf schwindende Rendite reagiert Norbert Reithofer mit den Reflexen übervorsichtiger Finanzmanager: Drastischer Personalabbau (der auch noch kurz vor Weihnachten kommuniziert wird, was nicht gerade für gute Öffentlichkeitsarbeit spricht), Aufgabe exklusiver Motorenkompetenz durch Einbau von Peugeot-Motoren in BMW-Fahrzeuge, Auslagerungspläne und tief gehende Konflikte mit dem Betriebsrat, der gerade bei BMW vor allem unternehmerisches Denken und die Interessen der Firma in den Vordergrund gestellt hat. Dass BMW bei Studenten nicht mehr der attraktivste Arbeitgeber ist, müsste den BMW-Vorstand alarmieren.
Und was sollen die BMW-Kunden davon halten, dass BMW darüber nachdenkt, eine Billig-Werkstattkette zu kaufen oder zu gründen? Sie werden das Gefühl haben, bisher bei ihrem BMW-Partner zu viel gezahlt zu haben! BMW verabschiedet sich mit seiner Strategie in Sachen Image langsam, aber sicher vom Prädikat Premiumhersteller. Es geht eben auch nicht, dass man seinen Kunden Champagner predigt, selbst aber nur Wasser trinken will.
Das ist ein grundsätzliches Problem der Kommunikation. Wenn ein Unternehmen nur noch von Sparplänen redet, Entwicklungsprojekte kippt, Kommunikation auf Sparflamme fährt, an der Werbung und überhaupt an allem spart, muss es doch wissen, dass dies auch dazu führt, dass dann auch Kunden dem folgen und sich fragen: Muss ich wirklich ein Premiumfahrzeug zum Premiumpreis kaufen? Wenn es also richtig ist, was die Leute mit den roten Stiften in ihren Unternehmen machen, dann dürften diese Unternehmen es doch auch ihren Kunden nicht verdenken, wenn sie dem Beispiel Rotstift folgen und keine Autos kaufen. Insofern sind Klagen über zurückgehende Verkäufe völlig unberechtigt. Kunden orientieren sich nun einmal an ihren Marken(-Vorbildern).
Bei Mercedes wird eifrig nachgeholt, was in den letzten zehn Jahren unterlassen (nicht verschlafen!), verdrängt und aufgeschoben wurde. Da ist der legendäre Ausspruch eines führenden Entwicklers in Erinnerung zu rufen (mittlerweile schöpft er im Ruhestand Kraft), der zornig sagte, man werde künftig nur noch das erfüllen, was gesetzliche Regelungen forderten. Für ein Unternehmen, das sich als Innovationsführer sieht, nicht gerade die richtige Strategie, wissen wir doch, dass Gesetze den technischen Möglichkeiten weit hinterherlaufen. Alles in allem stellt sich die Frage, warum aus Fehlern nicht immer oder so wenig gelernt wird. (ar/PS/HU)

Artikel "Aus Fehlern lernen" versenden
« Zurück

Vier Schweizer Honda Händler mit Awards ausgezeichnet
Exzellenz als Anspruch: Was im Japanischen mit dem Wort Y...
Renault Espace und Austral ab sofort bestellbar
Renault öffnet die Bestellbücher für den neuen Espace und de...
Renault Austral – Hybrid-Effizienz, modern verpackt
Aussen kompakt, innen geräumig: Der Renault Austral gehört z...
Seit 75 Jahren fertigt Porsche in Zuffenhausen
Vor 75 Jahren startete die Produktion des Porsche 356 in Stu...
VW ID. EVERY1: Ausblick auf elektrisches Einstiegsmodell
Mit kompakten und sympathischen Autos ermöglicht Volkswagen ...
100 Jahre Rausch am Ring
Die weltbekannte Nordschleife in der Eifel blickt 2025 auf d...
500e Giorgio Armani Collector's Edition ausgeliefert
John Elkann, Präsident von Stellantis, und Olivier Francois,...
Toyota C-HR mit neuer Ausstattungsvariante
Der Trendsetter Toyota C-HR setzt im Modelljahr 2025 mit der...
Auszeichnung für die besten Skoda Partner 2024
Škoda Schweiz kürt jährlich die herausragendsten Škoda Partn...
Datenschutzerklärung| Impressum| Cookie-Banner anzeigen| Kontakt| AGB| Info | backlink| mastodonBluesky Social| mastodonMastodon Social| mastodonMastodon World| Twitter|
Rubriken
ordnerspacerTopnews englishspacer
ordnerspacerTopnewsspacer
ordnerspacerAuto-News & Auto-Testsspacer
ordnerspacerHersteller-Newsspacer
ordnerspacerWirtschaft-Newsspacer
ordnerspacerZulieferer-Newsspacer
ordnerspacerAutomobil-Messenspacer
ordnerspacerService & Ratgeberspacer
ordnerspacerTechnik & Designspacer
ordnerspacerTuningspacer
ordnerspacerKostenlos inserierenspacer
ordnerspacerMotorsportspacer
ordnerspacerOldtimer & Raritätenspacer
ordnerspacerWomen's Loungespacer
ordnerspacerDatenschutzspacer
Aktionen
FavoritenZu Favoriten
WeiterempfehlenWeiterempfehlen
KontaktKontakt
Linken Sie zu uns Linken Sie zu uns
Werden Sie MitgliedWerden Sie jetzt Mitglied
RSS 2.0RSS 2.0 (Topnews)
RSS 2.0RSS 2.0 (Wirtschaft-News)
Suche


Member-Bereich
Login:

Ihre Email-Adresse:

Ihr Passwort:



Passwort vergessen?

Forum
forumüber Wirtschaft-News diskutieren