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Sonntag, 23. November 2008 Die falschen Autos?

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The Mini E engine. Photo: UnitedPicturesThe Mini E engine. Photo: UnitedPictures

Der Vorwurf, angesichts der Krise, ist abwegig und ungerecht gleichermassen. Die Autoindustrie stecke in der Krise, weil sie die falschen Autos anbiete. Auch auf der Autoshow in Los Angeles war dies immer wieder zu hören und zu lesen. Irgendwie kann man sogar den Eindruck gewinnen, dass viele Führungskräfte in der Autoindustrie das mittlerweile auch so sehen, denn mit panikartigen Ankündigungen grüner Automodelle scheinen sie jenen recht zu geben, die die Finanzkrise und deren Folgen als Beweis des Versagens der Autoindustrie anführen. Autos würden deshalb nicht mehr gekauft, weil sie zu viel verbrauchten. Der Kunde werde erst dann wieder kaufen, wenn sparsame Fahrzeuge auf den Markt kämen. Was für ein Unsinn!

 

Vielleicht kann dieser Vorwurf für die US-Hersteller gelten, aber er wird ja in Deutschland erhoben! Und was die deutschen Hersteller betrifft, waren sie in den vergangenen Jahren weltweit sicher nicht deshalb so überaus erfolgreich unterwegs, weil sie die falschen Autos gebaut haben. Kann man mit Produkten, die der Käufer nicht will, von Verkaufsrekord zu Verkaufs- und Exportrekord eilen? Sicher nicht. Die Verkaufszurückhaltung in Deutschland hat viele Gründe, die aber nicht in den Entwicklungsabteilungen der Hersteller zu suchen sind. Jahrelange Verunsicherung der Käufer in Sachen Kraftfahrzeugsteuer, die ständige Kritik am Auto, Umweltzonen-Diskussion, ja, Verteufelung der individuellen Mobilität im Allgemeinen haben ihre Spuren hinterlassen, die auf dem Boden der wirtschaftlichen Verunsicherung jetzt bittere Früchte tragen.
Schlimm ist jetzt, dass diese Verunsicherung auch die Konzernlenker zu erfassen scheint. Statt alles zu tun, was gut fürs Geschäft ist, wird alles getan, was den Pessimismus ihrer Kunden bestärkt. Da werden neue Sparprogramme aufgelegt, Massenentlassungen angekündigt, Budgets gestrichen und wird genau das getan, was den Markt nicht in Schwung bringen kann. Es ist ein Teufelskreis. Wenn radikales Kürzen von Ausgaben richtig ist, dann ist es ja auch richtig, wenn die Kunden weiterhin mit ihren alten Autos durch die Gegend fahren, anstatt ein neues Auto zu kaufen. Wenn die Konzernchefs schwarzsehen, dann dürfen sie das ihren Kunden doch nicht übel nehmen. Ihre Appelle an die Käufer, doch wieder mehr zu konsumieren, wird durchs eigene Konzernverhalten ad absurdum geführt.
Dieser Pessimismus war auch in Los Angeles zu spüren. Das subtile Motto "Grün, grüner am grünsten" führt inzwischen zu absurden Auswüchsen. Da preist eine japanische Reifenfirma sogar einen Slick-Rennreifen als "Eco Race Tire" an, der fünf Prozent weniger Rollwiderstand haben soll und zu 65 Prozent aus natürlichen Rohstoffen besteht. Das klingt schon wie Satire, macht aber deutlich, dass sich viele Manager dieser Industrie im Wettstreit um die klimaschonendsten Produkte ziemlich lächerlich machen. "Ein Verzicht auf Autorennen würde 100 Prozent Einsparung bringen", wagte ein kritischer Journalist den Reifen-Pressemann zu unterbrechen, der das gar nicht verstehen konnte. Wenn Honda sich als "Green Car Company" bezeichnet und "Environmental Leadership" für sich reklamiert, werden sich andere nicht scheuen, noch eins draufzusetzen. Ob das Autogeschäft damit in Schwung kommt?
Dass der Benzinpreis weltweit und ganz besonders in den USA nun wieder die Stände von vor drei Jahren erreicht hat, darf andererseits nicht dazu führen, die Anstrengungen Richtung sparsamer Autos zu einzustellen. Aber bitte mit Augenmass! Es macht doch wenig Sinn, die Öffentlichkeit mit Concept-Cars zu beglücken, die erst in ein paar Jahren serienreif sein können, nur um zu belegen, dass man an solchen Autos arbeitet. Und was es heute an sparsamen Autos gibt, kann sich wahrlich sehen lassen. Dass ein Journalist auf dem Audi-Stand in Los Angeles nicht glauben wollte, dass ein SUV (der Q5) 38,5 Meilen pro Gallone schafft, ist doch der Beweis dafür, wie sparsam unsere Autos bereits geworden sind. Die deutschen Hersteller sollten mehr zeigen, was sie haben, und weniger darüber reden, was sie in ferner Zukunft haben wollen. Der Kunde muss jetzt von den Produkten überzeugt sein und nicht auf die Zukunft vertröstet werden. (ar/PS/HU)

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