2004 gab es in Peking nur eine Weltpremiere, den für asiatischen Markt aufbereiteten Ford Focus concept. Das ist eines der Indizien, dass die weltweit tätigen Automobilhersteller sich auf chinesische Messen ebenso stark konzentrieren wie auf die europäischen. Sie verlagern ihr Augenmerk und ihre Ressourcen von Tokio nach China. Nach Aussage eines Verantwortlichen von Volkswagen zählt man Chinas Messen zu den Top 3-Messen, die außerhalb Deutschlands beschickt werden - neben Paris und Genf. Ford und die zugehörigen Marken Mazda, Volvo, Lincoln, Land Rover und Jaguar belegten die grösste Ausstellungsfläche als einzelner Hersteller. Mercedes-Benz nutzte die Messe in Peking als Ziel für die Tour Paris - Peking einer ganzen Flotte von Dieselfahrzeugen der E-Modelreihe. Angesichts der für 2006 erwarteten Fahrzeugverkäufe, macht es durchaus Sinn, den Fokus auf China zu legen. Yale Zhang, Analyst aus Shanghai und CSM Worldwide - ein Unternehmen, dass sich auf Prognosen spezialisiert hat - erwarten, dass die Pkw-Verkäufe in China (einschliesslich SUV und MPV) in diesem Jahr auf 4,1 Millionen Einheiten anwachsen werden; dies entspricht einer fast 25-prozentigen Steigerung gegenüber dem vergangenen Jahr. Die Fahrzeugverkäufe insgesamt werden fast sieben Millionen Einheiten betragen und damit Japan als Weltabsatzmarkt Nummer 2 überholen. Über kurzfristige Betrachtungen hinaus sehen die Prognostiker und die Autobauer schon in etwa einem Jahrzehnt in China den grössten Markt weltweit. In diesem Jahr brachten die Hersteller 46 neue Modelle in China auf den Markt. Im kommenden Jahr wird man diesen Rekord übertreffen. Einige dieser neuen Modelle wurden jetzt in Peking vorgestellt. Darunter: der Skoda Octavia, das erste in China gefertigte Skoda-Modell. Dies wird ab dem kommenden Jahr von dem VW Joint Venture Partner Shanghai Automotive Industries Corp. (SAIC) gefertigt. Der Volkswagen Magotan soll von VW mit deren Partner First Automotive Works (FAW) gebaut werden. Und der Peugeot 607 soll 2007 in einem neuen Werk entstehen, einem Joint Venture zwischen PSA Peugeot Citroën und Dongfeng. Cadillac enthüllte den exklusiv für China gebauten SLS, einen grossen Anteil am Design und der Entwicklung hatten Entwickler in China. Toyota präsentierte den neuen Corolla. Die zweite Top-Story in Peking war die Markteinführung lokaler Marken von chinesischen Herstellern. Herausragend hierbei war Roewe, aufbauend auf der Technik des Rover 75. Die Strassen Pekings und Shanghais sind voll von Bannern, die die Ankunft des Roewe priesen. Es war jedoch nicht alles eitel Sonnenschein auf der Messe. Grosse Besorgnis lösen die explodierenden Benzinpreise aus. Ebenso die übers Jahr im zweistelligen Prozentbereich sinkende Fahrzeugpreise, die auf die Gewinnmargen drücken. Ausserdem wurden die insgesamt überhitzte chinesische Wirtschaft und die heute vorhandenen Überkapazitäten bei der Automobil-Fertigung diskutiert. Der Enthusiasmus der chinesischen Autobauer im Hinblick auf ihre Exportchancen erhielt einen Dämpfer. Es ist nun einmal schwierig, mit Fahrzeugen, die nicht westlichen Qualitätsstandards entsprechen, in neue Märkte einzusteigen. Inzwischen haben sie von ihren aggressiven Exportplänen wieder Abstand genommen. So erklärte SAIC, man wolle sich bis zum Ende des Jahrzehnts mit dem Roewe auf den Heimatmarkt konzentrieren und nur langsam den Weg in Richtung Europa und USA einschlagen. Die Zhejiang Geely Holding Group, Chinas grösster, privater Fahrzeughersteller, bestätigt ebenfalls, dass es keine Pläne gibt, vor Ende 2008 Fahrzeuge in die USA zu exportieren. Dennoch, die Chinesen sind immer für eine Überraschung gut!
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