Die Klimatisierung von Auto-Innenräumen zählt zu den komplexesten Aufgaben der Automobilentwicklung. Weil sich Fahrgeschwindigkeit, Temperatur, Sonneneinstrahlung oder Luftfeuchtigkeit während der Fahrt ständig verändern, muss eine Auto-Klimaanlage sehr schnell und sehr flexibel reagieren, damit die Auto-Insassen gleich bleibenden Komfort erleben - weder frieren, wenn es draussen plötzlich kälter wird, noch schwitzen, wenn die Aussentemperaturen steigen. Denn der Mensch fühlt sich nur dann richtig wohl, wenn seine klimatische Umgebung angenehm konstant ist. Um diese Voraussetzungen in allen Fahr- und Wettersituationen zu schaffen, ist es für die Klima-Ingenieure wichtig, bei der Entwicklung neuer Automodelle so früh wie möglich mit ihren Tests zu beginnen. Auf die ersten Prototypen oder Vorserienfahrzeuge wollen sie dabei nicht warten, denn in dieser Phase sind Technik und Design bereits weitgehend festgelegt. So entstand "TIM" - das thermophysiologische Insassenmodell, mit dem sich der Klima-Komfort künftiger Mercedes-Modelle im Voraus berechnen und optimieren lässt. Dadurch erkennen die Ingenieure bereits im frühen Entwicklungsstadium, welche Leistung Heizung und Klimaanlage haben sollten, wie viele Belüftungsdüsen notwendig sind und wie gross sie sein müssen, um stets Mercedes-typischen Klimakomfort zu erreichen. TIM beruht auf mehrjähriger Arbeit der DaimlerChrysler-Forschung über das thermische Komfortbefinden des Menschen. Viele Autofahrerinnen und Autofahrer lieferten beispielsweise die Basisdaten für die so genannte Äquivalenz-Temperatur; sie ist gleichbedeutend mit der gefühlten Temperatur der Auto-Insassen und ermöglicht für verschiedene Körperteile konkrete Aussagen über den tatsächlich empfundenen Klimakomfort. So erkannten die Fachleute beispielsweise, dass sich 80 Prozent der Testpersonen im Sommer am behaglichsten fühlen, wenn die Äquivalenz-Temperatur am Oberkörper und an den Armen zwischen 19 und 28 Grad Celsius beträgt, während der Komfortbereich für Unterschenkel und Füße zwischen 23 und 27 Grad Celsius liegt. Solche und andere Erkenntnisse über das subjektive Komfortempfinden liegen dem Rechenmodell TIM zugrunde. Es bildet den menschlichen Körper mit insgesamt 14 Teilen nahezu vollständig nach und berücksichtigt überdies auch seine Blutströme und Wärmeproduktion. So entsteht ein virtueller, aber durchaus repräsentativer Auto-Insasse, der vom Computer durch alle Klimazonen der Erde geschickt wird und den Mercedes-Ingenieuren eine Flut von Daten liefert. Sie sollen letztendlich nur eine Frage beantworten: Ob er sich wohl fühlt?
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