Um es gleich vorwegzunehmen: Der Bordcomputer gab während unserer Testfahrt einen Durchschnittsverbrauch von 5,4 Litern an. Grund zum Nachtanken hatten wir nicht, denn die Reichweite lag deutlich über 1000 Kilometer. 1200 Kilometer sind in der Praxis bei zurückhaltender Fahrweise durchaus zu realisieren. VW selbst gibt sogar noch 170 Kilometer mehr an. Bei einer durchschnittlichen jährlichen Fahrleistung von 15'000 Kilometern müsste der Fahrer rein rechnerisch nur elfmal eine Zapfsäule ansteuern. Basis für den Blue Motion ist der Passat 1.9 TDI Trendline mit 105 PS. Verschiedene Massnahmen senken den Durchschnittsverbrauch um 0,6 Liter. So wurden einige Parameter des Motors geändert und zum Beispiel durch eine Softwareanpassung die Leerlaufdrehzahl um 100 Umdrehungen in der Minute auf 730 U/min gesenkt. Abgesenkt wurde auch das Fahrwerk. Vorne um 15 Millimeter und hinten um acht Millimeter. Aerodynamisch optimiert wurden zudem die Gestaltung des Kühlergrills und der Unterboden, wo die Ingenieure die Kanäle der Bremsleitungen abgedeckt und vor der Hinterachse spezielle Bodenverkleidungen montiert haben. Eine weitere wichtige Rolle für die höhere Kraftstoffeffizienz sind die verwendeten Leichtlaufreifen von Continental mit einem um 0,4 bar erhöhten Druck. Am Ende stehen ein verbesserter cW-Wert und das fast schon Paradoxon, dass der Blue Motion nicht nur sparsamer, sondern auch noch fünf km/h schneller ist als die Normalausführung. Gespart wird zwar am Verbrauch, nicht aber am Komfort. Auch mit den Leichtlaufreifen und dem tiefergelegten Fahrwerk ist der Federungskomfort weiterhin tadellos. Europas erfolgreichste Mittelklasselimousine bügelt auch in der Sparversion Unebenheiten souverän glatt. An die längere Übersetzung der Gänge drei, vier und fünf hat man sich rasch gewöhnt. Sie bieten letztendlich immer noch ausreichend Durchzug. Im Innenraum fühlt man sich auf Anhieb wohl. Alles ist solide verarbeitet und bietet einen hochwertigen Eindruck. Auch hier zeigt sich, warum der Passat Europas erfolgreichstes Mittelklassemodell ist. Im Alltag stört nur die etwas knapp geschnittene Kofferraumluke der Limousine. Eine Geschwindigkeitsregelanlage und eine Gangschaltanzeige für die möglichst optimale Ausnutzung des Sparpotenzials helfen bei der Senkung des Kraftstoffverbrauchs ebenso wie der Bordcomputer. Auf eine Start-Stopp-Automatik und einen sechsten Gang verzichtet VW hingegen. Wer auf der Autobahn Vollgas gibt, der kann im Display miterleben, wie binnen zwei, drei Minuten die Restreichweite rasch um 100 Kilometer sinkt, aber auch schnell wieder nach oben klettert, wenn der Fuss wieder etwas zurückgenommen wird. Das grösste Einsparpotenzial hat, allem technischen Fortschritt zum Trotz, eben immer noch der Mensch selbst in der Hand. Dennoch fragt man sich, warum nicht zum Beispiel noch die hinteren Radkästen beim Blue Motion halb abgedeckt wurden, wie man es etwa von Reisebussen kennt. Da würde sich sicher auch noch der eine oder andere Tropfen Diesel sparen lassen. Doch die Angst, die Kunden durch solche äusserlich sichtbaren Massnahmen, zu verschrecken scheint nicht nur bei VW tief zu sitzen. Daher gilt auch für den Passat Blue Motion wie für alle verbrauchsoptimierten Massenmodelle: Bloss nicht auffallen. Es ist wohl noch ein langer Weg, bis Autofahrer sich selbstbewusst zum Spritsparmodell bekennen und dies gerne auch zeigen möchten.
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