Der "Alte", wie der einstige VW-Boss Ferdinand Piech intern oft genannt wurde, hatte schon Ende der 90er den richtigen Riecher. "Baut mir einen SUV, der beides ist: harter Geländewagen und weiche Luxuslimousine." Ein technischer Spagat, der die Ingenieure kräftig ins Schwitzen brachte. Doch als Volkswagen das Ergebnis 2002 vorstellte, staunte die Fachwelt nicht schlecht. Der Touareg, benannt nach einem Nomadenstamm in der Sahara, nur durch ein o abgeändert, überzeugte durch sehr guten Komfort, luxuriöser Verarbeituung und beste Fahrqualitäten, letzteres sowohl im Gelände als auch auf der Strasse. Porsche nimmt ihn als Basis für seinen Cayenne, Audi baut technisch darauf seinen Q7 auf. Und obwohl alle Welt VW damals vorhielt, wieder einmal zu spät damit gekommen zu sein, gibt der Erfolg den Wolfsburgern recht: Über 300'000 weltweit fahren Touareg. Damit das in kommenden Jahren möglichst noch mal so viele werden, schickt VW jetzt Touareg Nummer Zwei ins Rennen. Überarbeitet. Oder, wie es im Werk heisst: modellgepflegt. 2300 Teile will man angefasst haben. Das sind rund 30 Prozent des Autos. Das meiste fand unterm Blech statt. So bleibt äusserlich der Touareg typisch Touareg. Am meisten fallen die Scheinwerfer mit dem Adlerblick auf, die sich dem VW-Familien-Look anpassen. Ebenso der Chromwappen-Grill, der mit dem Passat Einzug hielt. Hinten markieren neue Rückleuchten in LED-Optik das Heck, sollen auch im Dunkeln unmissverständlich zeigen, wer vor einem ist. Neu sind auch die Seitenspiegel. Alles in allem, sagt VW, hätte die Kosmetik die Aerodynamik so weit verbessert, dass mit den gleichen Motoren ein Liter Sprit eingespart würde, bei gleichzeitig sechs km/h mehr Spitzentempo. Ist ja auch was. Klar sind die Diesel stets die Favoriten im Touareg. 90 Prozent aller Kunden entscheiden sich für einen der wirtschaftlichen Selbstzünder, egal ob Reihen-Fünfzylinder, V6 oder mächtiger V10, alle mit Euro 4 und Partikelfilter. Benzin-Verfechter dürften sich über den neuen 4,2-Liter-V8-Direkteinspritzer freuen, der nach VW-Nomenklatur FSI heisst. Er feiert im Touareg sein Debüt, hat mit 350 PS 40 PS mehr Leistung als der alte V8. Das reicht für ein souveränes Fahrgefühl, wenn auch manchmal die Automatik etwas spät reagiert. Wer Biss haben will, muss zum V10-Diesel greifen. Wie dieser 313 PS starke Monster-Motor immer wieder fasziniert mit seinem schieren Drehmoment von 750 Nm und dem mächtigen Antritt, ist unglaublich. Freude kommt beim Touareg ebenso im Cockpit auf. Auch hier hat der "Alte" schuld, weil er verlangte, dass es dort so auszusehen und sich so anzufühlen habe wie im Phaeton. Verarbeitung, Haptik und Design im Touareg dürften Benchmark sein in dieser SUV-Klasse. Weder der X5 noch die M-Klasse kommen da ran. Auch technisch wollen die Wolfsburger mit dem Touareg die Latte nochmals höher legen, spendierten ihrem Luxus-Liner eine Reihe von Dingen, die man bei der Konkurrenz noch nicht findet. Serienmässig gibt es ABS plus, was auf losen Untergrund kürzer bremst. Optional ist Abstandsradar bis zum Stillstand sowie Luftfederung mit adaptivem Wankausgleich erhältlich. Ebenso das so genannte Side Scan. Dabei meldet sich die Elektronik, sobald sich was im toten Winkel befindet und man den Blinker zum Ausscheren betätigt. Fazit: Günstig war der Touareg nie, unverschämt teuer jedoch auch nicht – zumindest nicht in der Grundausstattung. Für den Neuen beginnen die Preise bei 42'522 Euro (R5-Diesel) und enden theoretisch bei 76'693 Euro für den V10 TDI. Jedenfalls so lange man nicht die Aufpreisliste in die Finger bekommt. (mcn/specht)
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