Wie schon der Urahn aller sportlichen Wolfsburger, der GTI der ersten Golf-Generation, ist auch die aktuelle Sportversion ein Wolf im Schafspelz. Dicke Backen machen andere, der klassenlose Kompaktbestseller hält sich zurück. Die mit Nebelscheinwerfern bestückte Frontschürze ist ein wenig tiefer heruntergezogen als üblich, aber auch hier weist bis auf den kleinen GT-Sport-Schriftzug im schwarzen Kühlergrill nichts auf das unter der Haube schlummernde Überholprestige. Innen geht es ebenfalls dezent zu, das dreispeichige Lederlenkrad und die Sportsitze sind die auffälligsten Merkmale des GT Sport. Die Sitze geben guten Seitenhalt. Mit Muskeln protzen andere Fahrzeuge, beim GT Sport mit dem Zweiliter-Turbodiesel (28'425 Euro) liegt die Kraft in der Ruhe und Souveränität, mit der er seine 170 PS auf die Strasse bringt. Der Vierzylinder zeigt keinerlei Anfahrschwäche und reagiert sehr sensibel auf die Gasbefehle. Wird der Druck auf das Pedal zurückgenommen, schaltet das Getriebe rasch in verbrauchsschonende höhere Stufen. Umgekehrt funktioniert es genauso gut. Wer mit dem Fuss andeutet, dass er jetzt beschleunigen möchte, wird unverzüglich ein, zwei Gänge tiefer eingestuft. Beherzte Tritte quittiert die Automatik mit Hochschnellen der Drehzahl bis unmittelbar vor den roten Bereich. Mit mächtigem Druck aus dem Drehzahlkeller stürmt der GT nach vorne. Die Schaltvorgänge sind so gut wie nicht spürbar. Grund ist das Doppelkupplungsgetriebe, das fast ohne Zugkraftunterbrechung die Gänge in drei bis vier Hundertstelsekunden wechselt. Damit erreicht VW beinahe den Komfort einer stufenlosen Automatik. Und der Fahrer kann sich ganz und gar auf die Strasse konzentrieren und dem Beschleunigungsvergnügen hingeben. Selbst Menschen, die sonst nur auf Schaltwagen schwören, müssen sich hier eines besseren belehren lassen: Automatik und Sportlichkeit gehen im GT Sport eine faszinierende Symbiose ein. Wem die überzeugenden Beschleunigungswerte im D-Modus immer noch nicht reichen, der kann den Wahlhebel auch auf S für noch mehr Sportlichkeit stellen. Damit wird das minimale Drehzahlniveau vor dem nächsten Gangwechsel angehoben. So steht die dritte Getriebestufe zum Beispiel dann erst ab etwa 45 km/h zur Verfügung, wenn im normalen Fahrmodus bei vorsichtiger Fahrweise bereits der vierte Gang eingelegt wird. Die Federung des Sportfahrwerks ist der Leistung entsprechend straff abgestimmt, ohne dass der Komfort allzu sehr leidet. Von forsch angegangenen Kurven zeigt sich der GT Sport nur selten beeindruckt. Das ESP greift eher ein, wenn die Traktion der Vorderräder beim Beschleunigen etwas nachlässt. Von der Bremse hätten wir uns persönlich etwas mehr Biss gewünscht, aber VW legt hier offensichtlich mehr Wert auf geringe Pedalkräfte und komfortables Ansprechverhalten. VW gibt für die Automatikversion einen Verbrauch von 6,4 Litern Diesel je 100 Kilometer nach NEF-Zyklus an, bei der 1750 Euro günstigeren Schaltversion ist es ein halber Liter weniger. Bei ambitioniert sportlicher Fahrweise kam der Golf in unserem Test mit 7,95 Litern auf 100 Kilometer aus. Für einen Diesel der Kompaktklasse ist das zwar relativ viel, für einen Sportler aber erfreulich wenig.
|